Du willst das Kuscheln lernen? Viele Menschen behaupten, dass Kuscheln sowieso jeder kann. Doch das ist leider nicht die Wahrheit und Du bist absolut nicht alleine, wenn Du das Gefühl hast, nicht sicher zu sein, wie Kuscheln eigentlich wirklich geht.
Dass nicht jeder Mensch kuscheln kann, liegt daran, dass mit vielen Menschen in ihrer Kindheit und auch später im Leben überhaupt noch nie gekuschelt wurde.
Ganz im Gegenteil. Viele Menschen machen in ihrer Kindheit eher die Erfahrung von liebloser bis gewalttätiger Berührung oder – was genauso schlimm ist – sie wurden gar nicht oder kaum von ihren Eltern berührt (Berührungsarmut bzw. Isolation ist für uns Menschen genauso schlimm wie Gewalt, nicht umsonst gibt es in Gefängnissen die Isolationshaft.)
Dazu kommt, dass viele Menschen Berührung nur in sexuellem Kontext erlebt haben. Heißt: wenn der Partner mich berührt, steckt dahinter eine sexuelle Absicht. Natürlich ist eine sexuelle Absicht per se nicht schlimm, aber für einen Menschen, der nie gelernt hat, dass man auch völlig absichtslos berührt werden kann, entsteht dabei die innere Gewissheit und der Druck, dass Berührung immer sofort „mehr“ bedeutet.
Das kann dazu führen, dass die Menschen sich der Berührung ganz verschließen, weil sie das Gefühl haben, dass es dabei sowieso nie um sie selbst als Menschen geht. Oder sie verknüpfen – je nach persönlicher Geschichte – jede Berührung mit einem schlechten Gefühl. Viele Menschen gehen so durchs Leben mit der Überzeugung: „Ich bin es eh nicht wert, dass sich jemand liebevoll zu mir ist.“
Wie auch immer die Geschichte dahinter also ist, es steht außer Frage:
Nicht für jeden Menschen ist Berührung normal und schön und nicht jeder Mensch kann von Natur aus kuscheln!
Wie ist der Weg aus dieser Falle?
Für viele Menschen ist dies wirklich wie eine Falle, denn wie soll man den spüren, dass man Kuscheln und Berührung braucht, wenn man gar kein gutes Gefühl mehr dazu hat?
Doch die gute Nachricht ist:
Wir können das Kuscheln wieder lernen!
Nicht immer reicht dafür eine einfache Kuschelanleitung, wie man sie z.B. auf wikihow findet aus, auch wenn dort schon recht gute Tipps stehen, wie z.B.
- Achte auf eine gemütliche Stimmung im Raum.
- Achte auf Deine Körperhygiene.
- Fang ganz locker an und geht immer nur kleine Schritte, bei denen sich jeder wohl fühlt.
- Musik oder ein Film können die Situation auflockern.
- usw.
Das alles ist sicherlich hilfreich, wenn man grundsätzlich kein Problem mit körperlicher Nähe hat, aber unsicher ist, wie man den Rahmen gestalten sollte bzw. wie man anfangen kann.
Aber was, wenn Du Dir überhaupt noch nicht vorstellen kannst, von jemandem in den Arm genommen zu werden? Was, wenn allein der Gedanke bei Dir Angstzustände auslöst?
Dann reicht es vielleicht nicht, ein paar Kerzen anzuzünden und zu hoffen, dass schon alles gut gehen wird.
Dann brauchst Du vielmehr professionelle Hilfe und es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen.
3 Schritte, die Du selbst tun kannst:
Auch wenn Kuscheln doch irgendwie so einfach klingt und Du vielleicht denkst: „Was stelle ich mich denn so an?“ Dann STOP. Denn hier ist bereits der erste ganz wichtige Schritt:
- Nimm Dich selbst, Deine Bedürfnisse und Gefühle, ernst!
Hier fängt wirklich alles an. Denn solange Du Dich selbst klein redest, kommst Du einer Lösung nicht näher. Also, nimm Dir einmal Zeit für ein paar Gedanken zu dem Thema Kuscheln, Berührung und Nähe und vielleicht magst Du Dir sogar aufschreiben, wie es Dir damit geht. Nur für Dich selbst. Ganz ehrlich. Und wenn dabei ein paar Tränen fließen, ist das auch nicht schlimm. Die sind oft wertvoll und zeigen Dir, wo der Schmerz wirklich sitzt. - Werde Dir bewusst, was Du Dir wirklich wünscht.
Die meisten Menschen können recht genau sagen, welches Auto sie gerne fahren würden. Aber wenn es um das Thema Nähe geht, dann sieht das schon schlechter aus. „Naja, ich mag schon gerne im Arm gehalten werden“ sagen viele Frauen, aber viele wissen gar nicht, welche Körperstellen z.B. besonders empfindlich sind oder wo sie besonders gerne gestreichelt werden. Bei Männer sieht das nicht besser aus, obwohl ich als professionelle Kuschlerin die Erfahrung mache, dass das Klischee vom Mann, dem Kuscheln eh nicht so wichtig ist, ziemlich überholt ist. Auch Männer brauchen Nähe und Kuscheleinheiten, auch wenn sie es – noch öfter als Mädchen – aus alten Rollenklischees heraus, wie Jungs zu sein haben, ziemlich früh verlernt haben.
Also egal ob Mann oder Frau – mach Dir Gedanken darüber, was Du besonders gerne magst. Und stehe dazu, dass Du es genau so magst oder auch nicht magst. - Kommuniziere Deine Wünsche, Vorstellungen und auch Ängste
In vielen Beziehungen ist das ziemlich verfahren. Lange Zeit spricht man über das Thema Kuscheln gar nicht und wenn dann die Unzufriedenheit schon da ist, sagt man zum Partner eher Dinge wie: „Du willst immer nur das eine!“ oder „Du weißt halt überhaupt nicht, was ich eigentlich wirklich will!“ Richtig! Das weiß er/sie nicht. Weil er oder sie in der Regel nämlich kein Gedankenleser ist und es ein wirklich immer wieder vorkommender Fehler in Beziehungen ist, davon auszugehen, dass der andere „es doch wissen müsste, wenn er mich wirklich liebt!“ Das ist ein Märchen und es hat selten ein Happy End (außer unter waschechten Gedankenlesern! 😉 )
Falls Du gerade gar keinen Partner hast, kannst Du das auch wunderbar mit Freunden üben. Sei mutig und beginne ein Gespräch darüber, dass Dir das Kuscheln fehlt. Wenn Du nicht gerade supercoole Haudegen-Freunde hast, wirst Du überrascht sein, wie vielen anderen es auch so geht!
Mir ist klar, dass ich mehr Kuscheln will, aber ich habe niemanden! Was jetzt?
Erstmal meinen herzlichen Glückwunsch! Denn Du bist schon viel weiter als viele andere Menschen, wenn Du dieses Bedürfnis fühlen kannst.
Aber was nun?
Was, wenn kein Kuschelpartner in Sicht ist?
Was, wenn Du Dich noch sehr unsicher fühlst?
Was, wenn Du Angst hast davor, etwas falsch zu machen?
Oder Angst davor, wie Dein Körper auf das Kuscheln reagiert?
Oben haben wir gesehen, dass nicht für jeden Menschen Kuscheln etwas normales ist. Und ein Körper kann, wenn er lange nicht mehr berührt wurde, ganz unterschiedliche Reaktionen zeigen. Das geht von leichtem Zittern über Panikattacken bis hin zu sexueller Erregung (und all das wird in der Regel natürlich nicht weniger, umso mehr man versucht es zu vermeiden, indem man ständig daran denkt, dass es nicht passieren darf 😉 )
Wenn Du Dir also nicht sicher bist, wie Du darauf reagierst und einen sanften Einstieg suchst, das Kuscheln wieder zu lernen, dann gibt es dazu die Kuscheltherapie. Hier findest Du einen sicheren Rahmen, in dem Du angeleitet wirst und Dich vertrauensvoll entspannen kannst. Das ist oft viel leichter, als es direkt mit einer bekannten Person zu versuchen, denn der Kuscheltherapeut ist Dir gegenüber neutral und gleichzeitig voll für Dich da.
Wichtiger Hinweis: Die Kuscheltherapie ersetzt natürlich niemals eine Psychotherapie oder andere therapeutische Behandlungen, wenn tiefgehende Traumata vorhanden sind, die zuerst behandelt werden müssen. In diesen Fällen solltest Du Deinen Arzt um Rat fragen.
Kann also wirklich jeder kuscheln lernen?
Ich denke, dass wirklich jeder Mensch, der sich wirklich darauf einlassen will, das Kuscheln (wieder) lernen kann.
Aber das Kuscheln ist ein Abenteuer, das viel Mut braucht, denn es gibt kaum etwas, wo wir einen anderen Menschen näher an uns heranlassen. Selbst beim Sex ist das nicht immer der Fall!
Was Du also brauchst um das Kuscheln zu lernen sind nicht etwa zig Tipps, wie man das Licht richtig einstellt oder die Couch gemütlich macht oder wie man sich am besten in den Arm nimmt. Das alles ist sicherlich auch wertvoll (und bestimmt schreibe ich dazu auch noch den ein oder anderen Artikel)…
Aber was Du wirklich brauchst ist:
- Mut
- Hingabe
- Zeit
- Offenheit und
- Liebe.
OMG, Liebe??? denkst Du jetzt vielleicht.
Ich meine damit nicht, dass Du in jeden Menschen verliebt sein musst, mit dem Du kuschelst. Himmel, was würde ich da als Kuscheltherapeutin machen, wenn ich mich ständig verlieben müsste, um mit den Menschen kuscheln zu können?
Der Weg zum Kuscheln ist der Weg zur Liebe
Aber es geht tatsächlich nicht ohne eine gewisse Liebe im Herzen dem anderen gegenüber als Mensch. Wenn ich nicht fühlen kann, dass ich wirklich von Herzen etwas geben möchte, wenn ich den anderen schon innerlich nicht „in die Arme nehmen“ kann, wie soll das dann äußerlich gelingen?
Diese Liebe in sich wieder zu entdecken, genau darum geht es letztlich, wenn man das kuscheln wieder lernen will. Solange man diese Liebe in sich selbst nicht findet, wird das Kuscheln immer mechanisch und eine Ansammlung von Techniken bleiben. Das alles kann durchaus eine Art Krücke sein, aber es ist nicht das Ziel.
Das echte Ziel ist, Liebe zu geben und zu empfangen.
Das ist es, wobei ich Dich als Kuscheltherapeutin begleite. Ich zeige Dir den Weg, zurück zu Deiner Sinnlichkeit, zum Genießen, zum sich fallen lassen können und letztlich den Weg zurück zur Liebe.
Alles Liebe
Deine Christina