Berührung und ich – meine Geschichte

Berührung. Teil 1

Ich bin ein Berührungsmensch. Das Thema beschäftigt mich schon lange und nun, seit dem 1. Lockdown noch mehr, obwohl wir nicht erst seit Corona im totalen Berührungsmangel leben.

Ich hatte das große Glück nicht im Berührungsmangel aufgewachsen zu sein. Vielleicht ist es mir deswegen schon immer aufgefallen, wie wenig man sich in dieser Welt / in unserer Kultur berührt. Überall sehe ich Menschen, die darunter leiden und wir tun alles mögliche, um unsere Psyche und Seele wieder auf Vordermann zu bringen… aber körperliche Berührung bleibt dennoch meist außen vor.

Die meisten Menschen (und leider auch immer noch unglaublich viele Kinder) sind so ausgehungert, dass sie nicht einmal mehr merken, dass sie es sind. Vom Massagetermin bis zur Rauferei wird alles versucht, um diesen Mangel irgendwie zu kompensieren und anderen Menschen mehr oder weniger unauffällig näher zu kommen.

Ich weiß noch, wie meine Mama meiner besten Freundin (wir waren damals ca. 10 Jahre alt) über das Gesicht streichelte, als diese bei uns übernachtet hat und wir ins Bett gebracht wurden. Noch heute erzählt mir meine Mama davon, wie sehnsüchtig meine Freundin bei der nächsten Übernachtung diese kleine Geste wieder erwartet hat… eine Geste, die bei uns nur eine Kleinigkeit war, war für meine Freundin war sie wie ein Stück Brot für einen Hungernden.

Berührung.

Zum Glück haben wir im Deutschen ja so ein wunderbar weiches Wort dafür. Doch vielleicht macht es genau dieses „Weiche“ auch für viele so schwierig. Denn wohin bringt uns weich denn eigentlich?

Ich weiß, dass unter meinen Leser viele sind, die jetzt sagen: Doch! Weich und geschmeidig kommt man natürlich viel weiter! Ihr habt ja auch Recht. Aber lasst uns doch mal einen Blick aus dem Fenster werfen, mir geht’s ja um die vielen Menschen da draußen, die LEBENDIG VERHUNGERN, weil sie denken, dass das Leben nur mit Härte zu bewältigen ist. Und deswegen auch hart zu sich selbst und ihren Kindern sind. Ich meine die Menschen, die sich jeden Tag treiben, immer weiter zu machen, weil sie sonst ihre Miete nicht bezahlen können. Die nicht die Wahl haben zu sagen: Heute bin ich mal einfach weich.

Um ehrlich zu sein, kann ich gut verstehen, warum sich viele Menschen so über „social distancing“ aufregen. Aber das echte Problem liegt m.E. ganz woanders.

Das wirkliche Problem ist, dass uns jetzt menschlicher Kontakt wegfällt, den wir nicht in der Lage sind zu ersetzen, weil wir die wenigen Menschen, die wir noch haben, nicht an uns heranlassen. Weil wir niemanden haben, der uns streichelt, liebkost, umarmt oder sich Haut an Haut mit uns zusammenkuschelt. Und wir das auch selbst mit anderen nicht tun. Oder sie dazu einladen.

Berührung

Nun hat es mich also mal wieder eingeholt, dieses Thema. Hab mir sogar ein tolles Buch dazu gekauft: „Berührungshunger“ von Elisa Meyer. Schon auf den ersten Seiten bin ich fasziniert und andauern innerlich am Nicken. Ich meine, was braucht die Welt mehr als das???

Berührung ist lebenswichtig

Berührung. Teil 2

„Hast Du Deine Eltern noch nie nackt gesehen?“ frage ich ungläubig meine beste Freundin. „Nein“ sagt sie ganz selbstverständlich „wie auch? Die rennen ja nicht nackt durch die Wohnung!“ Ich schau sie ehrlich verblüfft an, denn genau das macht meine Mama jeden Tag. Wenn sie morgens aufsteht und ins Bad geht zum Beispiel. Und nicht nur dann. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass wäre überall so.

Ich weiß nicht mehr genau ob ich 13 oder 16 war, als dieses Gespräch stattfand, aber das spielt auch keine große Rolle. Der Punkt ist, dass nackt sein bei uns kein Thema war. Weder in meiner Kindheit noch in meiner Jugend. Ja nicht nur, dass ich meine Mama nackt gesehen hab… wir hatten auch jede Menge Körperkontakt. Was in Zeiten von Kinderwagenpflicht und „verwöhne Deine Kinder nicht zu sehr, weil sie dann verweichlichen“ gar nicht so selbstverständlich war.

Doch meine Mama tat vieles aus ihrer Intuition heraus. Sie hatte sich irgendwie – durch ihr schweres Leben als Kind und Teenager hindurch – dennoch ein so großes Herz bewahrt. Umarmen, liebkosen, über den Kopf streicheln, kuscheln und ganz viele Bussis – das war bei uns nie Mangelware. Wir waren uns sehr nah. Ich glaub ich war 13, als ich das letzte Mal zusammen mit meiner Mama in der Badewanne saß. Da gab es dann immer die besten Gespräche! 😄😄😄

Irgendwann in meiner Pubertät erfuhr ich also, dass es viele Familien gab, die da anders waren als wir. Doch erst viele Jahre später würde ich begreifen, was das wirklich heißt…

Berührung. Teil 3

Mit der Pubertät kamen die Männer. Oder besser gesagt, die Jungs. Ich war ein Frühentwickler in jeder Hinsicht. Ich glaube nicht, dass meine Mum das immer so toll fand, aber sie sagte immer: „Lieber erzählst Du mir, was los ist und ich weiß Bescheid, als dass ich Dir alles verbiete und am Ende weiß ich dann von nichts!“

Und so war es. Vertrauen vor Vorschrift.

So fing ich also an, auch andere Menschen außerhalb der Familie zu berühren. Heute weiß ich, dass die ersten Jungs, mit denen ich harmlosen und weniger harmlosen Körperkontakt hatte, hier und da überfordert waren von der Nähe, die ich aufbauen konnte. Andere fanden genau das faszinierend und schön.

Damals war mir das natürlich überhaupt noch nicht klar und ich war schon auch immer wieder mal verunsichert, warum sich Männer vor mir zurückzogen, bevor wir uns überhaupt richtig kannten. Als ich mit 16 anfing in Clubs zu gehen (damals hieß das noch Disco 😉 ), war ich voll in meinem Element. Viele Menschen, viele Körper und hier und da traf ich auf einen guten Tänzer, der verstand, dass man sich nicht gleich anbaggern muss, bloß weil man enger miteinander tanzt. Was gibt es Schöneres als zwei Körper im Gleichklang der Musik? Wenn der Rhythmus und der Beat die Bewegungen bestimmen und die Synchronität ein Gefühl des perfekten Moments entstehen lässt… Hach!

Ich hatte nie ein Problem damit, dabei berührt zu werden, denn ich konnte immer schon sehr schnell erkennen, welche Intention dahinter steckte und hab meine Grenzen rechtzeitig gesetzt.

Mein Körper weiß, was gute Berührungen sind. Vermutlich weiß das jeder Körper, nur bei vielen ist es tief im Körpergedächtnis verborgen und überlagert von anderen Erfahrungen. Gleichzeitig habe ich damals aber auch gelernt, Menschen auf andere Art zu berühren. Denn ich fand meine Bühnen…

Berührung. Teil 4

Ich war 16 als mich die Kursleiterin fragte, ob ich in Ihrer Showtanzgruppe mitmachen wolle. Ich ging damals seit 4 Jahren ins Jazzdance. Das Tanzen war das Beste, was mir je passiert war. Und im Verein konnten wir es uns als Familie leisten.

Und jetzt durfte ich mit auf die Bühne! Jede Woche trainierten wir hart, aber das war es absolut wert. Denn nichts war besser, als das Gefühl, wenn von der Bühne zum Publikum der Funken übersprang. Wenn wir sie mit unserer Performance BERÜHREN konnten. 😍

Die zweite Bühne ganz anderer Art kam erst ein paar Jahre später dazu. Mit 23 durfte ich bei der Handwerkskammer in München meinen ersten Excel-Abendkurs für Erwachsene geben. Für den ersten Abend war ich so gut vorbereitet… er hätte auch dreimal so lange dauern können, mir wäre der Stoff nicht ausgegangen! 😄

Ich war mega aufgeregt, aber ich war auch voll in meinem Element. Nun ist Excel nicht gerade ein emotionales Thema, mit dem man Menschen tief berührt. Aber es sind Menschen, die BERÜHRT sind, wenn man sich um sie kümmert, statt nur den Stoff zu vermitteln. Wenn man sie abholt.

Ich bekam super Bewertungen von den Kursteilnehmern und ein Jahr später war ich hauptberuflich Dozentin. Für etwas über 10 Jahre. Meinen Beruf als Bürokauffrau hängte ich ohne zu Zögern dafür an den Nagel.

Ich war auf der richtigen Spur. Dachte ich. Lange Zeit erfüllte mich der Beruf sehr! Allerdings war ich beruflich „im Kopf“ gelandet. Das Tanzen machte ich zwar weiter, aber immer nur nebenbei. Als ich 30 war winkte das Leben noch einmal mit dem Zaunpfahl. Ich bekam eine Ausbildungsstelle als Tanzpãdagogin an der renommierten Iwanson Tanzschule in München. Ohne Aufnahmeprüfung wurde ich zugelassen, weil ich in einem Sommerworkshop der Leiterin aufgefallen war. 3 Monate hielt ich es durch, nach meiner Arbeit ab 16 bis 21 Uhr ins Training zu gehen. Täglich. Dann war es vorbei. Meinen Job kündigen war nicht drin. Rückhalt gab es für so einen Träumerberuf für mich nicht. Ich gab auf.

Und wenn ich zurückschaue sehe ich, dass sich genau ab da die Spirale abwärts drehte. Langsam. Viele Jahre gar nicht spürbar. Aber doch.

Berührung. Teil 5

Fast 15 Jahre befand ich mich auf dem „falschen“ Weg. Und ich habe lange überlegt, wie ich Dir dieses „falsch“ beschreiben soll… Denn im Grunde war ich natürlich nicht auf einem falschen Weg, es war einfach MEIN Weg. Außerdem war der Weg, während ich ihn gegangen bin, zu großen Teilen einfach wundervoll! Trotzdem… vielleicht kennst Du auch diese Momente, wo sich etwas fügt und Du denkst: warum hab ich DAS denn nicht schon viel früher erkannt??? Warum musste ich all diese Umwege gehen???

2005, als ich also diese Ausbildung zur Tanzpädagogin abbrach, traf ich eine Entscheidung für meinen Kopf und gegen meinen Körper. Ich entschied, mit meinem Kopf Geld zu verdienen. Nicht mit meinem Körper.

– Coaching für Hochbegabte
– Positionierungscoaching
– Businesscoaching für Coaches
– Onlinebusiness bzw. Onlinekurse

Mein Körper verschwand – über die Jahre – immer mehr aus meinem Beruf. Am Ende war ich – als Expertin für Sichtbarkeit und Positionierung – nirgends mehr sichtbar. Also nicht körperlich. Nur das, was schriftlich aus mir herausfloss an Gedanken, das war noch da. Und wenngleich ich Menschen durch meine Worte oft berühren und oft sogar bewegen konnte… es war rückblickend doch ein sehr „berührungsloser“ Weg.

Im Laufe der Jahre spürte ich immer wieder eine große Sehnsucht und ich unternahm verschiedene Anläufe, das Tanzen doch noch ein wenig in mein berufliches Leben zu integrieren… es funktionierte nie!

Doch dann, im Winter 2020, kam das Thema Berührung doch wieder in meinem Leben zurück. Ich entdeckte über eine Recherche zum Thema Berührung die Kuscheltherapie – und mir war sofort klar: Das war es! Das will ich machen.

Denn genau damit kann ich selbst die Veränderung sein, die ich mir schon so lange für die Welt wünsche!

>> Weiter zum Kuschelangebot

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6 Kommentare

  1. Rupert Hofer says:

    Ich finde es toll was du da machst! Kollidiert das nicht auch mit deinen eigenen Bedürfnissen und deiner exklusiven Beziehung?

    1. Hallo Rupert, danke für Deinen Kommentar. Nein, das kollidiert nicht mit meinem Privatleben.

      LG
      Christina

  2. Rupert Hofer says:

    Wie kann man nur mit 70 Euro (inkl. MWST.) für 50 Minuten Leistung zufrieden sein?

    1. Du denkst, der Stundensatz sollte höher sein? Es gibt auch eine Menge Menschen, die 70 Euro viel zu viel finden. Die meisten von denen haben allerdings keine Ahnung, was es heißt, selbständig zu arbeiten. 🙂

      LG
      Christina

  3. Ursula says:

    Ich habe gerade deine Geschichte gelesen und bin total beeindruckt.
    Ich finde mich in deinen Erzählungen wieder, wenn man sich gegen das Herz und für den Verstand entscheidet und es sich irgendwie falsch anfühlt…meine Jobwahl habe ich mit dem Kopf getroffen und bin in einem sehr kopflastigen Beruf gelandet (Wirtschaftsprüfung) und ich habe immer gedacht, dass ich das tun müsste, um genug Geld zu verdienen, weil man das eben so macht. Seit 5 Jahren quäle ich mich die Karriereleiter auf der Überholspur sehr erfolgreich hoch.
    Leider sind letztes Jahr zwei sehr liebe Menschen verstorben und seitdem hinterfrage ich mein Leben. Denn meine derzeitige Tätigkeit erfüllt nur einen Sinn und das ist Geld (wenn das überhaupt ein Sinn ist). Ich habe mich in der letzten Zeit immer wieder gefragt, was ich beruflich machen würde, wenn ich frei wählen könnte. Also wirklich frei von allem. Was entspricht meinem Naturell und was kann ich besonders gut, ohne mich dafür anzustrengen?
    Dadurch bin ich auf den Beruf des „professionellen Kuschlers“ gestoßen und auch auf deine Webseite.
    Du scheinst eine wirklich tolle Person zu sein, denn alleine durch deine Texte kriegt der Leser eine große Portion Herzlichkeit ab. Ich frage mich gerade nur, ob man mit diesem Beruf seinen Lebensunterhalt verdienen kann? Das klingt für mich gerade alles zu schön um wahr zu sein, sagt mir zumindest mein Gehirn. Hattest du auch ähnliche Gedanken ? Wie bist du damit umgegangen? Ich würde mich über einen persönlichen Austausch sehr freuen.
    Viele Grüße,
    Ursula

    1. Hallo Ursula,
      vielen lieben Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Ich kann Deine Gedanken sehr gut nachvollziehen und mir vorstellen, wie es Dir gerade damit geht. Schreibe mir gerne persönlich an christina@kuschelmitmir.de, dann tauschen wir uns dazu aus. 🙂

      Alles Liebe
      Christina

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